Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober und der darauf folgende Krieg haben die Aufmerksamkeit auf Traumata gelenkt. Die Statistiken variieren, aber es wird davon ausgegangen, dass die meisten Israelis durch die Ereignisse vom 7. Oktober traumatisiert sind – unabhängig davon, ob es sich um direkte, indirekte oder kombinierte Traumata handelt, ob individuell oder kollektiv.
Israels Fähigkeit, Resilienz zu fördern und traumabedingte Probleme zu verhindern und zu behandeln, ist begrenzt. Schon vor dem 7. Oktober hat sich gezeigt, dass Israel weder im zivilen noch im militärischen Bereich über ausreichende Ressourcen verfügt, um posttraumatische Störungen wirksam zu behandeln. Angesichts des enormen Bedarfs an solchen Ressourcen in der aktuellen Krise ist dies ein ernstes Problem für die israelische Gesellschaft.
Traumatische Ereignisse können die körperliche und geistige Gesundheit der Überlebenden gefährden und schwerwiegende wirtschaftliche Folgen haben, die die Ressourcen der Gemeinschaft und des Landes erschöpfen. Zehn bis 60 % derjenigen, die ein Trauma erleben, entwickeln wahrscheinlich psychische Probleme wie posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Angstzustände, komplexe Trauer und Schwierigkeiten bei der Anpassung in Ehe, Gesellschaft und Beruf. Und 25 bis 50 % benötigen psychologische Hilfe, um sich davon zu erholen. Daher sind die Förderung der Resilienz und die Bereitstellung einer wirksamen Betreuung für Traumaopfer entscheidende Mittel, um die Langlebigkeit und Stärke einer Nation zu erhalten.
Während der Bedarf an Traumaforschung universell ist, ist Israel einem besonderen Risiko für Massen-Trauma ausgesetzt und gilt als einzigartiges «natürliches Labor» für die Erforschung von Stress und Bewältigungsstrategien. Die israelische Bevölkerung ist seit mehr als 80 Jahren wiederholten Traumata durch mehrere Kriege und Terroranschläge ausgesetzt, die zu vielen körperlichen Verletzungen und Todesfällen sowie zu negativen psychopathologischen Auswirkungen geführt haben.
Grosse Teile der israelischen Bevölkerung werden während eines Krieges zum Militärdienst eingezogen, was nicht nur Auswirkungen auf diese Personen selbst, sondern auch auf ihre Familien und Freunde hat. Darüber hinaus fanden Israels Kriege nicht nur an abgelegenen Orten statt, weit entfernt vom Alltag. Vielmehr ereignen sich Kämpfe und Terroranschläge oft im eigenen Land, was zu dem Gefühl führt, dass es keinen sicheren Ort gibt und dass das Schlachtfeld überall ist.
Leider scheinen diese traumatischen Ereignisse nicht nachzulassen, wie das Massaker vom 7. Oktober und der darauf folgende Krieg zeigen. Israel gehört in vielen Bereichen der Medizin, Wissenschaft und Technologie zu den weltweit führenden Ländern. In den Bereichen Trauma-Forschung, Ausbildung, Prävention und Behandlung sowie Förderung der Resilienz auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene weist das israelische System jedoch erhebliche Defizite auf.Trotz der jahrelangen Kriege und Konflikte in Israel wurden Fachkräfte im Bereich der psychischen Gesundheit nicht ausreichend in empfohlenen, evidenzbasierten Methoden zur Förderung der Resilienz und zur Behandlung von Traumata bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geschult.
Infolgedessen werden israelische Traumaopfer nicht mit den wirksamsten Behandlungsmethoden behandelt, um traumatische Belastungsstörungen zu reduzieren und ihre Lebensqualität zu verbessern. Angesichts des Massakers vom 7. Oktober ist dies nun zu einer dringenden Angelegenheit geworden. Der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften verschärft das Problem zusätzlich. Darüber hinaus ist die breite Öffentlichkeit nicht ausreichend über die wirksamsten Methoden zur Aufrechterhaltung der Resilienz angesichts traumatischer Ereignisse und zur Bewältigung von traumatischem Stress informiert. Darüber hinaus leidet der Bereich unter einer mangelnden Integration zwischen Forschung und Praxis.
Diese Lücken können nur geschlossen werden, indem Erkenntnisse, Wissen und konzeptionelle Ansätze aus verschiedenen Forschungsbereichen kombiniert und evidenzbasierte Interventionen entwickelt werden, die sozial relevant und kontextspezifisch sind, und indem eine größere Anzahl von Fachkräften für solche Interventionen ausgebildet wird, insbesondere solche, die eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis schlagen können.
Zum ausführlichen Bericht von Jonathan Huppert auf Englisch
Das Zentrum für Traumabehandlung an der Hebräischen Universität hat sich zum Ziel gesetzt, die Traumabehandlung in Israel zu verändern – durch Schulungen, Innovationen und Sensibilisierung der Öffentlichkeit.
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